„Manager werden“ gegen eine Karriere-Sackgasse?

Im Kontext der Frage nach der Karriere-Sackgasse für Programmierer ist in einem aktuellen Artikel von Wired Online („Why Do Some Programming Languages Live and Others Die?„) dieses Zitat interessant:

Most programmers learn three to four languages, the researchers say, but then stop. “Over time, you’d expect that as developers get older, they’d get more wisdom; they’d learn more languages,” Meyerovich says. “We’ve found that’s not true. They plateau.”

Part of the problem is that by the time they hit 35 to 40 years old, they’re often moving from hands-on coding to managing other programmers.

Das ist sicher ein Ausweg aus der Karriere-Sackgasse, doch die Geschichte mit „…often moving from hands-on coding to managing…“ passiert nur in Firmen, die selbst (noch) schnell wachsen. Ab einer gewissen Größe bildet sich etwas wie ein Karriere-Rückstau. Für jeden neuen Manager müssten etwa 5-10 neue Programmierer in die Firma kommen. Das klappt in jungen Firmen, doch spätestens wenn 1000 Programmierer in der Firma arbeiten, ist klar, dass nur noch ein Bruchteil zum Manager befördert werden kann – vor allem, weil zu diesem Zeitpunkt schon zwischen 100 und 200 Manager-Stellen besetzt sein müssen.

Dazu kommt, dass nicht jeder Programmierer tatsächlich Manager oder Projektmanager werden will (oder sollte).

Wider die Karriere-Sackgasse

Am  21. Mai hatten wir das Zwischenergebnis: “Experten sind per Default in der Sackgasse”. Hier sind – meinen Recherchen nach – mögliche Auswege. Dabei lege ich hier besonderen Wert auf Wege, die für einen Experten ohne Unterstützung von außen selbst erreichbar sind. Ausgangspunkt waren dabei vor allem Experten, die offensichtlich gegen diese Karriere-Sackgassen immun waren. Wie haben sie es gemacht?

Ein klares Karriere-Ziel

Der Ausgangspunkt für jede Überlegung zum Thema Karriere ist ein explizites, klares Ziel. Dabei ist gegen ein Ziel à la „auf dem jetzigen Niveau bis zum Ruhestand“ nichts einzuwenden, doch auch das sollte explizit sein und regelmässig mit den organisatorischen und technischen Strömungen abgeglichen werden. Die Faustregel ist: Wer noch 20 Jahre bis zum Ruhestand hat, sollte sich innerlich auf mindestens einen Technologiewechsel und mehrere Umorganisationen in der Firma einstellen.

Sehr viele Menschen hatten keine wirklich klaren Karriereziele. Woran erkenne ich nun, dass mein Karriere-Ziel klar ist? – Am einfachsten daran, dass ich mich gedanklich in das erreichte Ziel versetze und möglichst viele Elemente dieses Arbeitstages male: Wie sieht mein Büro aus? Wie sieht mein Terminkalender aus? Habe ich Besprechungen, wie sehen die Besprechungsräume aus, wer ist dabei, worum geht es? Und so weiter. (Dazu in einem anderen Blog-Eintrag mehr). Und: Wie sieht ihr ganzes Leben aus, in das dieser Karriere-Traum eingebettet ist?

Je mehr Sie wie in Tagträumen in diesen inneren Filmen schwelgen, desto klarer wird das Ziel. Doch woran erkenne ich nun, dass es nicht in eine Karriere-Sackgasse führt, sozusagen: Woran erkenne ich, dass das Ziel auch gut ist?

Das richtige Thema

Das erste Element zu einem guten Karriereziel ist das richtige Thema. Bei der Arbeit mit denjenigen Experten, die jeden Technologiewechsel für ihre Karriere nutzen, ist mir aufgefallen: Sie spezialisieren sich nicht primär auf eine Technologie, ihre Expertise besteht aus einem Tandem aus „Problem“ und „Lösung“, aus Domänenwissen und Technologie.

Einer meiner Freunde beispielsweise hat über die Jahre hinweg nacheinander mit den UI-Technologien von SAP (Dynpro), Microsoft (Visual Basic), Java (Servlets und JSP), und Ruby on Rails gearbeitet. Natürlich wurde er auch schnell ein guter Progammierer in jeder dieser Technologien. Und sein stetig wachsendes Wissen über Benutzerfreundlichkeit unabhängig von der Technologie war der Schlüssel für ihn, der ihm die Wechsel von einer Technologie zur Nächsten ermöglichte. Er ist nicht primär ein Experte in einem dieser Programmier-Frameworks, er ist primär ein Problem-Löser, der Mensch, der benutzerfreundliche Bildschirme gestaltet und sich dazu des passenden Werkzeuges bedient.

So funktioniert die Karriere-Falle: If you are a hammer, then every problem looks like a nail. Immunität gegen die Karriere-Sackgasse entsteht sozusagen aus dem genannten Tandem aus Problem und Lösung.

Inzwischen hat auch die Fachliteratur das Thema be- und ergriffen und bietet Bücher an wie „7 Wochen, 7 Sprachen“ oder „Seven Databases in Seven Weeks“ (leider noch nicht übersetzt), die diese Verbindung verstärken.

Der Hintergrund davon ist natürlich, dass die Technologie-Entwicklung wenigstens in der IT in Sprüngen verläuft: für eine konkrete Aufgabenstellung wird entweder Java verwendet oder Ruby on Rails, und diese entweder-oder-Entscheidungen verändern sich im Lauf der Zeit.

Dagegen entwickelt sich Wissen über die Aufgabenstellung viel kontinuierlicher: Da lernen wir mehr über einen weiteren Spezialfall, durchschauen mehr und mehr Zusammenhänge und finden neue Worte für alte Antworten auf bekannte Fragen.

Das betrifft auch den Kommentar zum Blog-Post vom 21. Mai. Oliver Wildenstein schrieb: „…bei querschnittlichen Themen wie Prozessmanagement, Zeitmanagement, Moderation etc. sieht die Lage meiner Meinung nach anders aus …“ – genau: Neue Erkenntnisse in diesen Themenfeldern haben diesen zwingenden entweder/oder-Charakter der grundlegenden Technologie-Entscheidungen nicht. Allerdings sind Zeitmanagement und Moderation normalerweise Fähigkeiten, die eine Spezialisierung ergänzen, nicht ersetzen. Das wirft die Frage auf: Womit kann ich meine fachliche Expertise noch ergänzen?

Experte++

Wir haben so weit festgestellt, dass die Kombination aus Wissen über die Domäne mit Wissen über die Lösung eine potenzielle Karriere-Sackgasse wirksam aufbricht und neue Möglichkeiten für die Weiterentwicklung freisetzt. Was wäre noch nützlich, sowohl um eine Karriere-Sackgasse zu vermeiden als auch um dem Karriere-Ziel immer näher zu kommen?

Diese Frage war eine der inspirierendsten auf den Garagengesprächen am 21. Mai.

Die Antwort zu dieser Frage kann ich Ihnen hier nicht geben, Sie finden sie selbst in Ihrem eigenen Leben, zum Beispiel in ihrem eigenen Karriereziel, in Ihrem Alltag, und im Feedback der Menschen um Sie herum. Typische Kandidaten sind Fähigkeiten wie Zeitmanagement, Moderation, Führen und Überzeugen ebenso wie Zuhören, Analysieren ebenso wie Präsentieren und so weiter.

Natürlich gehört auch ihr persönliches Netzwerk dazu: auf eine ganz natürliche Weise treffen Sie sich ständig mit Menschen, die ihr heutiges Interesse teilen. Angenommen, das Leben Ihrer Träume enthält einen lange vernachlässigten Sport wie zum Beispiel Golf oder Schach. Was würde wohl passieren, wenn Sie sich gezielt mit mehr Menschen umgeben, die diesen Sport schätzen?

Einladung: Garagengespräche am 9. Juli in Heidelberg

Das Thema: „Motivation: wie motivieren wir zum Denken?“

Das Thema „Motivation“ ist vielschichtig, doch gerade für die intellektuelle Arbeit ist Motivation der Treibstoff, ohne den nichts geht. Wir hatten das Thema „Motivation“ in der Vergangenheit schon mehrfach gestreift und wollen es im Juli gründlich beleuchten.

Der interessanteste Aspekt des Themas „Motivation“ ist sicher, wie wir Menschen zum Denken motivieren können, oder ob Jethro Tull recht hat: „I can make you feel, but I can’t make you think.“ Ich freue mich am meisten auf Beiträge aus der eigenen Erfahrung. Natürlich ist das Thema „Motivation“ im Allgemeinen schon ausführlich erforscht und auch für mich im Coaching alltäglich präsent. Darum biete ich zur Vorbereitung Blog-Artikel zum Thema an, zum Beispiel „1. These: Motivation ist subjektiv„.

Logistik: Wann, wo usw.

Das nächste Garagengespräch findet am 9. Juli bei Hugo Wine & Dine in Heidelberg statt.

Wann Am 9. Juli, Beginn: 20:00
Wo Hugo Wine & Dine, Heidelberg
Parkmöglichkeiten Tiefgarage P1 (Poststraße 7, Luftlinie ~500m); Friedrich-Ebert-Platz (~800m LL); Darmstädter Hof (Einfahrt Sofienstr., ~800m LL)
Thema Motivation
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Falls Sie teilnehmen werden, schicken Sie bitte eine Email an garage@brillianteams.com. Sie können sich auch auf der Platfform XING anmelden.

„Experten sind per Default in der Sackgasse“ – Erste Zusammenfassung Garagengespräche vom 21. Mai

Ich bin von den Ergebnissen der Diskussion am Montag immer noch völlig begeistert, es hat mir wieder einmal eine völlig neue Perspektive vermittelt. Kurz und provokant zusammengefasst: Experten sind per Default in der Karriere-Sackgasse.

Den Einstieg bildete noch einmal das Paper der OECD mit der folgenden Definition von „expert thinking“: „When a problem can’t be solved by rules, it is necessary to look for other solution methods – what can be called Expert Thinking. Expert Thinking is a collection of specific solution methods that vary with the problem at hand.„. Im Lauf unserer Diskussion wurde diese Definition etwas unschärfer, doch die Schlussfolgerungen sind weitgehend von der präzisen Definition unabhängig.

Die ersten Schlussfolgerungen zum Thema waren wenig kontrovers: „Kommunikation ist alles“, „inhaltliche Führung funktioniert nicht mehr“, „Transparenz ist wichtig“, „Strategie ist wichtig“, „Motivation ist wichtig“, „verschiedene Menschen brauchen verschiedene Intensität von Führung“. All diese Punkte waren richtig und gleichzeitig unkontrovers – und sie waren der Ausgangspunkt für deutlich kontroversere Aussagen.

Macht, Organisation und Strategie

Das Thema „Macht“ der Führungskraft kehrte auch immer wieder, und die These, dass „heute“ viele Führungskräfte ihre Macht durch eine Verquickung von Produkt-Strategie mit organisatorischen Entscheidungen zu festigen versuchen. Das Wechselspiel dieser beiden Themen ist also wichtig: Organisationsentwicklung und Produktentwicklung.

Überblick und Wissen in der Tiefe

Der Versuch einer einfachen Dichotomie à la „der Experte hat das Wissen in der Tiefe, der Manager den Überblick“ stellte sich im Allgemeinen als Irrweg heraus. Normalerweise braucht der Experte selbst einen gewissen Minimal-Überblick, um seine Ziele zu erreichen. Und es gibt Gegenbeispiele: Experten, die völlig vertieft in ihr Spezialgebiet sind und / oder keine Verantwortung übernehmen wollen und so weiter. Der Traum-Experte wäre eben der, der von sich aus zu einem fachlichen Thema den wirtschaftlich sinnvollen Kompromiss findet. Doch falls das nicht klappt…

Chef überstimmt Experten

Das Szenario „Chef überstimmt Experten“ ist vor allemim Kontext der Garagengespräche vom Januar sehr interessent. Damals hatten wir schon Notfall-Einsätze und War Rooms thematisiert.

Alle waren sich einig: Der Chef sollte um jeden Preis vermeiden, seinen Experten dumm dastehen zu lassen – gerade wenn er ihn tatsächlich überstimmt. Natürlich hat das zunächst negative Auswirkungen auf die Motivation eines Experten, wenn er von seinem Chef überstimmt wird. Die Kombination mit dem Thema „Notfall-Einsätze (“War Rooms”)“ vom Januar führte zu der Erkenntnis: Falls der Chef den Experten überstimmt, sitzt am Ende doch der Experte im Notfall-Einsatz, arbeitet lange Stunden und die Wochenenden – nicht der Manager. Und es stellte sich die Frage: Ist der Manager zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch für das Thema zuständig?

Karriere-Typen

Es scheint zwei verschiedene Typen von Karrieren zu geben: Die, die kontinuierlich bei einem Thema bleiben, und die, die immer wieder ihr Thema wechseln. Experten-Karrieren und Manager-Karrieren. Eine Wortmeldung brachte das auf den Punkt: Er sei Experte gewesen und jetzt Manager, er habe zunächst damit gehadert, doch dann sei ihm klar geworden, dass er sich zum ersten Mal mit Themen beschäftige, die auch in anderen Firmen relevant seien. Umgekehrt wurde ein Beispiel zitiert von einem Experten Mitte fünfzig, für den ein fachlicher Wechsel de facto ein Umstieg von Guru-Status auf Anfänger-Niveau bedeuten würde. Sowohl seine Produktivität als auch sein Prestige würde durch einen Umstieg zerstört, und der Schaden wäre in der für ihn verbleibenden Zeit bis zum Ruhestand kaum noch auszugleichen.

Bei der Experten-Karriere sind also mindestens drei Zeitlinien zu betrachten:

  1. Produkt- und Technologiezyklen. Die Technologiezyklen für die Plattformen Java und Symbian dauerten beispielsweise etwa zehn bis fünfzehn Jahre, für andere Themen z.B. in der Medizin, im Maschinenbau oder in der Elektrotechnik gelten andere Regeln.
  2. Organisatorische Umstellungen, bei denen sich die Zuordnung von Personen zu Themen ändert. Je nach Firma sind diese Zyklen in der Größenordnung zwischen einem und fünf Jahren.
  3. Persönliche Karriere. Eine genannte Definition von „Experte“ ist, sich mindestens zehn Jahre (10.000 Stunden) mit einem Thema intensiv beschäftigt zu haben.

Da der Weg zum echten Expertentum wenigstens in einer Software-Firma also etwa einen Technologie-Lebenszyklus lange dauert und normalerweise durch Umorganisationen unterbrochen und verlangsamt wird, ist die Schlussfolgerung: Experten sind per Default in einer Karriere-Sackgasse.

Natürlich können sie im Laufe ihrer Karriere etwas dagegen tun, z.B. indem sie gezielt ihr Profil weiterentwickeln, zusätzlich zur technischen Kompetenz an Methoden- und sozialer Kompetenz arbeiten und so weiter. Doch all das verlangt gezieltes Engagement durch den Mitarbeiter.

Natürlich können Vorgesetzt in dieser Hinsicht Impulse setzen, doch Offenheit seitens der Mitarbeiter ist eine Voraussetzung für den Erfolg. Und Vorgesetzte haben hier oft gemischte Motivation: Soweit sie die Mitarbeiter auf Überspezialisierung ansprechen, wollen viele Vorgesetzte vor allem „Single Points of Knowledge“ vermeiden oder auflösen. Damit lösen sie Trotz oder Angst im Mitarbeiter aus, und die Konsequenz ist, dass die Spezialisierung wächst, nicht schrumpft.

Dieses Problem ist in der IT-Branche aus den folgenden Gründen besonders extrem:

  • Innovation in der IT ist oft ersetzend, nicht ergänzend. Hier ist ein Beispiel aus der Zahnmedizin für eine ergänzende Innovation: Ein Spezialist für Gold-Inlays beispielsweise kann Keramik-Inlays dazulernen und später sowohl das eine als auch das andere verkaufen, je nach Situation beim Kunden. Weite Teile der IT-Innovation ersetzen jedoch ihre Vorgänger: Der PC hat den Minicomputer ersetzt, Tablet- und Netbook-Computer ersetzen
    PCs, Android und das iPhone-Betriebssystem ersetzen Symbian, das Internet ersetzte den deutschen Bildschirmtext. Der Bedarf an Expertise in diesen Bereichen fällt innerhalb kürzester Zeit ins Bodenlose.
  • Conway’s Law: Speziell in der Software sind die sozialen Netzwerke mit den technischen Gegebenheiten eng verflochten. Wer „nur“ in seiner Stammtechnologie vernetzt ist, steht am Ende eines Technologiezyklus nicht nur vor ausgedienter Expertise, sondern der größte Teil seines eigenen Netzwerkes steht vor dem gleichen Problem.

Die Personalwirtschaft würde hier empfehlen, den erfahreneren Kollegen Stellen als Mentoren anzutragen. Abgesehen davon, dass die Demographie diesem Vorgehen unter Umständen enge Grenzen setzt, ist das aus den genannten Gründen auch nicht produktiv: Die technische Erfahrung ist nur begrenzt nützlich, auch das Netzwerk ist nur begrenzt nützlich. Theoretisch bliebe als Erfahrungsvorsprung das Wissen darüber, „wie der Hase hier in der Firma läuft“, doch ob angesichts der Reorganisationszyklen eine Stabilisierung dieser Aspekte erwünscht ist, ist unklar.

Der Schlüssel ist also bewusste Karriere-Pflege durch die Experten.

Wir haben bisher nur an der Spitze des Eisberges gekratzt. Weitere Blog-Einträge zum Thema folgen aus eigener Recherche.

Ein weiteres Thema wurde bisher auch in jeder Runde kurz berührt: Motivation. Auf Wunsch der Anwesenden ist also Motivation das Thema bei den fünften Garagengesprächen am 9. Juli.

Danke!

Herzlichen Dank an die Diskutanten, es war ein toller und erkenntnisreicher Abend! Ich habe hier in der Zusammenfassung niemanden namentlich genannt, da wir dazu nichts vereinbart hatten. Bitte schreibt mir eine kurze Nachricht, falls ihr gerne genannt werden wollt.

Einladung: Garagengespräche am 21. Mai 2012 in Heidelberg

Das Thema: Experten und ihre Chefs

Die Zeiten ändern sich: Spätestens vor einer Generation hatte „Arbeit“ für viele einen eher niedrigen intellektuellen Anspruch. Die Aufgaben waren weitgehend standardisiert, „Otto Normalverbraucher“ hatte wenig zu entscheiden. Heute werden standardisierte Aufgaben mehr und mehr an Computer, Roboter oder in „Billiglohnländer“ ausgelagert, und der normale Mitarbeiter in Deutschland kümmert sich um die Ausnahmen, löst Probleme, und erfindet Neues.

Der normale Mitarbeiter wird mehr und mehr zum Experten. Dies schlägt sich auch im Bildungsniveau nieder. Vor allem gibt es mehr und mehr die Situation, dass der Mitarbeiter für sachliche Entscheidungen kompetenter ist als der Vorgesetzte. Meinungsverschiedenheiten sind vorprogrammiert. Wie können Experten und ihre Vorgesetzten in dieser Situation optimal handeln?

Logistik: Wann, wo usw.

Das nächste Garagengespräch findet am 21. Mai bei Hugo Wine & Dine in Heidelberg statt.

Wann Am 21. Mai, Beginn: 20:00
Wo Hugo Wine & Dine, Heidelberg
Parkmöglichkeiten Tiefgarage P1 (Poststraße 7, Luftlinie ~500m); Friedrich-Ebert-Platz (~800m LL); Darmstädter Hof (Einfahrt Sofienstr., ~800m LL)
Thema Experten und ihre Chefs
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Zusammenfassung: Garagengespräche vom 20. März

Die Stimmung am Abend der Garagengespräche vom 20. März 2012 war toll. Die Diskussionen waren kaum zu bremsen, einige saßen noch bis lange nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung beisammen. Ausgangspunkt für die Runde waren diese Thesen:

  • Gemeinsames Denken wird wichtiger
  • Zuckerbrot und Peitsche taugen nicht (um gemeinsames Denken zu intensivieren)
  • Coaching zielt auf Potenzialentfaltung
  • Coaching geht auch in der Übergangszeit
  • Coaching ist schwierig und hindert Karriere
  • Prestige-Projekte sind hinderlich
  • Einen guten Coach bemerkt man nicht
  • Coaching geht nur im Miteinander
  • „Macher“ bedienen die Sehnsucht nach Lösungen
  • Dem co-kreativen Führen gehört die Zukunft

Die Diskussion

Im Laufe der Diskussion streiften wir die folgenden weiteren Thesen und Fragen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Ergänzungen und weitere Diskussion sind herzlich willkommen):

  • Eine zentrale Eigenschaft eines Manager-Coaches ist sein Wohlwollen seinen Mitarbeitern gegenüber. Dieses Wohlwollen ist Teil seines Menschenbildes und kann weder verlangt noch eingefordert, entlohnt oder durch normale Schulungen (im Gegensatz zu Coaching) gesteigert werden.
  • Josef Dietl verwendete für die Menschen, die intellektuelle, nicht-standardisierte Aufgaben bearbeiten, den Begriff „Experte“. Dieser Begriff brachte einige schwierige Assoziationen zutage: „Experte“ wie in einer Fernseh-Talkrunde, „Experte“ so wie die Finanz-„Experten“, die im Umfeld der Finanzkrise immer wieder diskutiert werden, und so weiter. Daraus entsteht die Frage: „Was ist ein Experte?“ potenziell als neues Garagengesprächs-Thema.
  • Wie kann die Leistung eines Coaching-Managers (kurzfristig) beurteilt werden? Alle Beteiligten waren überzeugt, dass in der Welt der intelektuellen Aufgaben der Coaching-Manager dem „Antreiber“ überlegen ist, und dass das langfristige (3, 6, 12 Monate) Ergebnis eines Coaching-Managers wesentlich besser sein würde, doch wie kann der Fortschritt auf dem Weg beurteilt werden?
  • Coaching verlangt nicht nur Vertrauen zwischen Coach und Coachee (Vorgesetztem und Untergebenem, in dem hier diskutierten Szenario), sondern wohl auch eine Atmosphäre, in der der Coaching-Manager vertrauensvoll über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem Coachee ergebnisoffen arbeiten kann.
  • Eine Teilnehmerin berichtete von ihrer Erfahrung: Eine Umstellung im Vertrieb von „Manager ist bester Verkäufer und verkauft auch selbst“ hin zu „Manager ist Coach des Vertriebsteams und fokussiert sich darauf, die Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter zu optimieren“ hat schon im ersten Quartal zu einer erheblichen Umsatzsteigerung geführt.

Einladung: Garagengespräche am 20. März 2012 in Heidelberg

Das Thema: Leadership und Teamwork

Diesmal beschäftigen wir uns mit „Leadership und Teamwork: Feinde oder Freunde?“. Mehr und mehr rücken – gerade im Umfeld agiler Methoden – die Vorteile von Teamarbeit in den Vordergrund. Gleichzeitig suchen wir nach neuer, ganzheitlicher Führung. Wir glauben, dass die agilen Prinzipien gute Hinweise geben, wie die Effizienz von Teamarbeit genutzt werden kann und worin die Aufgabe der Führung besteht. Welche Rolle sollte in einem solchen Umfeld ein Anführer einnehmen, und woran erkennen wir, dass er es tatsächlich tut? Wie sollte sich in einem solchen Umfeld ein Anführer verhalten? Und wodurch kann das Team seinen Anführer in seiner neuen Rolle unterstützen?

Ausgangsthesen

Wir sind ständig dabei, das Format der Garagengespräche zu optimieren. Zu diesem Termin haben wir ein Dokument als Vorlage für den Impulsvortrag verwendet: Leadership und Teamwork. Die Ausgangsthesen sind:

  • Gemeinsames Denken wird wichtiger
  • Zuckerbrot und Peitsche taugen nicht (um gemeinsames Denken zu intensivieren)
  • Coaching zielt auf Potenzialentfaltung
  • Coaching geht auch in der Übergangszeit
  • Coaching ist schwierig und hindert Karriere
  • Prestige-Projekte sind hinderlich
  • Einen guten Coach bemerkt man nicht
  • Coaching geht nur im Miteinander
  • „Macher“ bedienen die Sehnsucht nach Lösungen
  • Dem co-kreativen Führen gehört die Zukunft

Logistik: Wann, wo usw.

Das nächste Garagengespräch findet am 21. Mai bei Hugo Wine & Dine in Heidelberg statt.

Wann Am 21. Mai, Beginn: 20:00
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Zusammenfassung: Garagengespräche vom 30. Januar

Auch im Garagengespräch vom 30. Januar 2012 ging es engagiert zur Sache. Hier ist ein Überblick der Themen, die wir im Lauf der eineinhalb Stunden diskutiert haben:

Das Eingangsstatement: Plan und Ziel

Anlässlich der Planungsgespräche, die im Januar in vielen Firmen stattfinden, haben wir das Thema „Plan und Ziel“ eingeplant. Eine alte Projektmanagement-Weisheit lautet „Kein Schlachtplan überlebt den ersten Kontakt mit dem Feind“. Modernes Projektmanagement kennt dazu den Begriff der „Progressiven Elaboration“, der fortlaufenden Weiterentwicklung des Projektplanes während des laufenden Projektes. Das funktioniert hervorragend, solange das Ziel des Projektes von Anfang an klar ist. Der Haken an der Sache ist, dass wir in IT-Projekten oft das Ziel gar nicht wirklich kennen, bis die ersten Prototypen uns ermöglichen, das System und seinen Einfluss in der Praxis zu erleben. Also stellt sich die Frage: Wie viel „Ziel“ braucht der Plan von Anfang an, wie viel Ziel entsteht auf dem Weg?

Highlights der Diskussion

Visionen und Ziele

  • Es gibt eine Forderung, dass eine Vision ~30 Jahre umfassen sollte. Ist das heute noch sinnvoll?
  • Visionen sind nicht verhandelbar.
  • Visionen sind so formuliert, dass sie den Lösungsraum der eigentlichen Aufgabe nicht (oder nur minimal) einschränken
  • Um sicherzustellen, dass das Produkt sich noch dem eigentlichen Ziel annähert, ist eine ständige Validierung mit den Kunden erforderlich (siehe unten zu Politik)

Die Dichotomie: Engineering vs. Emotionalisieren

Für mich entstand in der Diskussion eine Unterscheidung zwischen „Engineering“ und „Emotionalisieren“. Vielleicht wäre das ein Thema für ein eigenes Garagengespräch. Engineering war charakterisiert durch Parallelen zum Maschinenbau, basierend auf der Hypothese: Wenn in der IT nur endlich anständiges Software Engineering betrieben würde, wäre auch IT viel besser planbar, und wir bräuchten die aktuelle Diskussion nicht führen, denn „Wasserfall“ wird machbar. Ein wesentliches Element dazu wäre eine saubere Zerlegung sowohl der Anforderungen als auch der Lösung in zueinander passende Einheiten. Dann könnte Innovation von überschaubaren, abgeschlossenen Einheiten stattfinden. Auch im Maschinenbau gab es agil-artige Ansätze („Concurrent Engineering“). Wie weit dieser Vergleich trägt, war umstritten: „Es gibt keine Physik in der IT“ war ein Slogan, Moore’s Law (umgangssprachlich: dass sich die IT-Performance alle 18 Monate verdoppelt) gibt es dafür in den klassischen Ingeneurwissenschaften nicht.

„Emotionalisieren“ deutet auf den intensiven Trend in der Software-Industrie hin, Produkte auch emotional attraktiv zu machen. Da die emotionale Wirkung noch schwerer vorhersehbar ist, passt das – aus meiner Sicht – offensichtlich hervorragend zu agilen Methoden. Henry Ford wurde zitiert: „Wenn ich die Menschen nach ihren Wünschen gefragt hätte, hätten sie geantwortet: schnellere Pferde“. Essentiell ist also, die Nutzer zu beobachten und nicht nur zu fragen, um Konzepte zu validieren. Im Zusammenhang mit Emotionalisierung leben dann Methoden wie Design-Led Innovation auf.

Ein spannender Teil-Aspekt dabei war, dass politische Überlegungen nicht nur auf der Anbieter/Hersteller/Dienstleister-Seite eine Rolle spielen, sondern bei komplexen Produkten auch beim Kunden: Ein Einkäufer will den Preis drücken, ein Vorstand will die Auswertungen, und die Mitarbeiter wollen ein sinnvolles User-Interface für die Datenerfassung. Diese Interessen haben miteinander nichts zu tun.

Notfall-Einsätze („War Rooms“)

Gerade im Kontext von sehr großen Konzernen, auch und gerade mit Wasserfall-Prozessen, wurde der überraschende Effekt berichtet, dass in Notfällen auch ein Großkonzern üblicherweise von einigen wenigen Personen abhängt. Eine gängige Praxis ist wohl, diese Personen dann in ein Notfall-Projekt zusammenzubringen. Diese Notfallprojekte wurden charakterisiert durch:

  • Klare Ziele, hohe Autonomie in der Umsetzung („offene“ Pläne)
  • Weitgehende Entscheidungsbefugnisse für die Mitarbeiter des Notfall-Projektes
  • Hohe Ehrlichkeit (wobei sich in meinem Verständnis „Ehrlichkeit“ qualitativ über „Transparenz“ hinausgeht und umfasst)
  • Volle Unterstützung der Unternehmensführung, sowohl moralisch als auch mit Ressourcen.

Und: Normalerweise liefern diese Notfallprojekte zuverlässig ein brauchbares Ergebnis (auch wenn keine belastbaren Daten zum Thema bekannt waren).

Umgekehrt liegt die Vermutung nahe, dass normale Projekte diese Punkte nicht erfüllen, das würde eines oder mehrere der Folgenden bedeuten:

  • auch wenn die Ziele nicht klar sind, wird ein – eventuell sogar zertifizierter – Prozess abgearbeitet
  • die Entscheidungsbefugnisse sind mehr oder weniger von der Fachkompetenz getrennt,
  • Ehrlichkeit und Transparenz haben Verbesserungsbedarf
  • Die Unternehmensführung unterstützt die Projekte nicht, Ressourcenknappheit kann von Mitarbeitern auch als Geringschätzung erlebt werden.

Leider wurde die mehrfach gestellte Frage, was wir daraus für Standard-Projekte lernen könnten, in der Runde nicht beantwortet. War Rooms wurden als ultimatives Versagen der Organisation bezeichnet. Meine Interpretation ist: Auch wenn ihr Ursprung im Versagen liegt, sind War Rooms trotzdem ein Prototyp für agile Methoden und Scrum. Allerdings muss der Anspruch an „Sustainable Pace“ noch hinzugefügt werden. Und dann stellt sich noch die Frage, wie diese Punkte in der Praxis realisiert werden können: Ehrlichkeit kann einfach außerhalb einer War-Room-Atmosphäre mit der eigenen Karriere interferieren, und so weiter.

Links

Seite mit Hinweisen zu Bau-/Ingenieurprojekten, die deutlich aus dem Zeitplan und/oder Budget liefen: Wikipedia: Cost Overrun

Dieser Quora-Thread Why are software development task estimations regularly off by a factor of 2-3? enthält viele einschlägig interessante Beiträge.

Einladung: Garagengespräche am 30. Januar 2012 in Heidelberg

Das Thema: Plan und Ziel

Anlässlich der Planungsgespräche, die im Januar in vielen Firmen stattfinden, haben wir das Thema „Plan und Ziel“ eingeplant. Eine alte Projektmanagement-Weisheit lautet „Kein Schlachtplan überlebt den ersten Kontakt mit dem Feind“. Modernes Projektmanagement kennt dazu den Begriff der „Progressiven Elaboration“, der fortlaufenden Weiterentwicklung des Projektplanes während des laufenden Projektes. Das funktioniert hervorragend, solange das Ziel des Projektes von Anfang an klar ist. Der Haken an der Sache ist, dass wir in IT-Projekten oft das Ziel gar nicht wirklich kennen, bis die ersten Prototypen uns ermöglichen, das System und seinen Einfluss in der Praxis zu erleben. Also stellt sich die Frage: Wie viel „Ziel“ braucht der Plan von Anfang an, wie viel Ziel entsteht auf dem Weg?

Logistik: Wann, wo usw.

(…)
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Zusammenfassung: Garagengespräche vom 21. November

Das Garagengespräch vom 21. November 2011 war ein voller Erfolg. Unter der Überschrift „Positive Fehlerkultur“ führten alle Beteiligten eine engagierte Diskussion. Hier sind die – subjektiv – wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst:

Ergebnisse, Erkenntnisse

Zunächst: Die Diskussion war natürlich durch das Thema auf Fehler fokussiert. Damit ist dieser Diskussionsbeitrag besonders wichtig:

Wir hängen nicht von Fehlern ab, um zu lernen. Wir können auch aus Erfolgen lernen.

Was ist überhaupt ein „Fehler“?

Wir hatten bewusst keine Definition von „Fehler“ vorgegeben. Hier sind interessante Anregungen, womit wir es überhaupt zu tun haben:

  • „Fehler“ geschehen immer in einem Kontext. Da es nie zweimal den gleichen Kontext gibt, können wir sowieso nie zweimal den gleichen Fehler machen.
  • Der Begriff des „Fehlers“ hat immer einen Vergangenheitsbezug
  • Fehler haben immer einen Bezug zu Entscheidungen.

Bezug zu Entscheidungen

Fehler haben immer etwas mit Entscheidungen zu tun. Eine häufige Quelle von Stillstand sind also Umgebungen, in denen keine Entscheidungen getroffen werden oder das Empowerment für Entscheidungen unklar ist.

Gleichzeitig wurde mehrfach auf die Verwechslung der Entscheidung mit dem Ergebnis hingewiesen. Zum Beispiel: Am Samstag sagt der Wetterbericht 100% schönes Wetter für Sonntag voraus, also verabreden wir uns für Sonntag zum Picknick. Am Sonntag regnet es in Strömen. Die Entscheidung war also wenigstens halbwegs sorgfältig getroffen, und das Ergebnis war trotzdem nicht das Gewünschte.

War das wirklich ein Fehler? Wer jetzt denkt: Das hättet ihr doch wissen können, dass der Wetterbericht unzuverlässig ist … ihr hättet wenigstens vorbereitet sein können … ist möglicherweise genau auf dieses Phänomen hereingefallen und hat das Wissen von Sonntag auf die Entscheidung am Samstag übertragen.

Umgekehrt: Kurz vor der Veröffentlichung des Jahresberichtes einer DAX-Firma stehen alle Zeichen positiv: Die Analysten sind begeistert, die Zahlen der vergangenen Quartale waren gut. Irgendjemand verkauft „trotzdem“ vor dem Stichtag seinen gesamten Bestand. Am Tag der Veröffentlichung der Zahlen verfehlt das Unternehmen die hochgesteckten Erwartungen, die Aktie bricht ein. Die Entscheidung war – gemessen am Kenntnisstand vor dem Stichtag – mindestens riskant, doch das Ergebnis war das Gewünschte. Ein Fehler?

Das Positiv-Beispiel: Sprachen Lernen im Ausland

Sprachen Lernen während eines Auslandsaufenthalts wurde als positiv-Beispiel genannt:

  • Jeder toleriert jeden „Fehler“ – der positive Fortschritt ist wichtiger
  • Ein Sprach-Urlauber wird mit niemandem sonst verglichen, es zählt nur heute besser zu sein als gestern und morgen besser als heute
  • Der Umgang mit einem Sprach-Urlauber ist sehr partnerschaftlich: Der Versuch, die Sprache zu lernen, wird anerkannt.

Ähnliches gibt es auch aus Scrum-Teams:

  • Der Umgang ist partnerschaftlich
  • Der Fortschritt steht im Vordergrund
  • Lernen (heute besser als gestern, morgen besser als heute) wird ernst genommen

Seifenkisten-Projekte

Kinder lernen beispielsweise beim Bau einer Seifenkiste den Umgang mit Werkzeug. Ob die Seifenkiste hinterher fährt oder nicht ist nicht so wichtig, und die Sicherheitsanforderungen sind wegen der geschützten Umgebung niedrig. Mit Werkzeug umgehen lernen steht im Vordergrund. Gibt es eine Möglichkeit, Mitarbeitern eine ähnlich geschützte Umgebung zu bieten, in der das Handwerkszeug risiko-arm gelernt oder verfeinert werden kann?

Sonstige Ideen-Bruchstücke

  • „Erkenntnisgewinn belohnen“ – Auch ein „Fehler“ (im Sinne von „unerwünschtes Ergebnis“) enthält einen Erkenntnisgewinn. Dieser Erkenntnisgewinn sollte, natürlich mit Augenmaß, belohnt werden. Gehandelt zu haben ist lobenswerter als fehlerfrei stillzustehen
  • „Ideen verfolgen kostet Energie – Woher kommt diese Energie?“ – Jede Idee zu verfolgen kostet zunächst Energie, gerade in der Phase in der noch nicht klar ist, ob die Idee gut oder schlecht ist. Wer ermutigt Projekte in dieser Phase?
  • „Wie viel Transparenz hilft, wie viel Transparenz schadet?“ – Fehler zu machen kann mit einem Gesichtsverlust verbunden sein. Einerseits gibt es ein berechtigtes Interesse daran, aus den Taten der Vergangenheit zu lernen, dazu müssen sie transparent sein. Anderseits kann auch die Angst vor dem Gesichtsverlust das Handeln lähmen. Reduzierte Transparenz könnte diese Lähmung überwinden.
  • „Lernen aus Fehlern bedeutet Lernen über Grenzen“ – Kinder können alles, was wir Erwachsenen seitdem gelernt haben, sind Grenzen.
  • „Stimmen Taten und Worte überein?“ – Ein potenzielles Hindernis für eine offene Lern-Kultur ist eine Lücke zwischen Worten und Taten. Wer Fehler ermutigt, aber selbst jede eigene Fehlleistung zum Erfolg umdeutet, führt de facto zu einer fehlerfeindlichen Kultur.
  • „Bezug zwischen Fehlern und Standards?“ – Früher haben Organisationen die Lehren aus vergangenen Fehlern oft als Standards formuliert. Standards haben – wie Fehler – einen Kontextbezug, und die Kontexte ändern sich immer schneller. In Umgebungen, in denen sich der Kontext weiterentwickelt hat, kann heute Standard-konformes Verhalten ein „Fehler“ sein. Eine Verschiebung der Betonung von „Standard und Arbeitsvorschrift“ hin zu „Aus- und Weiterbildung“ könnte eine Lösung sein. Gleichzeitig haben auch Standards grundsätzlich ihre Daseinsberechtigung, die Abwägung kann erst im Einzelfall getroffen werden.