Garagengespräche in München: „Menschen zusammenbringen“

Zum ersten Mal in München: Die Garagengespräche. In einer kleinen und feinen Runde diskutierten wir das gleiche Thema wie einige Tage früher in Heidelberg: „Menschen zusammenbringen“ – und kamen dabei auf einige Punkte die in Heidelberg nicht angesprochen worden waren.

Vieles war neu, „Meetup“ als Infrastruktur, Keko als Location, und natürlich lauter neue Menschen. Keiner – außer mir – kannte die Garagengespräche, und so war nicht nur die inhaltliche Diskussion interessant, sondern auch gleich das Live-Beispiel: Wie funktioniert „Menschen zusammenbringen“ in München?

Natürlich kamen einige der Punkte aus den Garagengesprächen in Heidelberg zum gleichen Thema noch einmal vorbei. Und im Laufe der Diskussion fanden wir noch mindestens zwei weitere Punkte, die bei „Menschen zusammenbringen“ wirklich wichtig sind.

Wollen…

Der erste ist praktisch geschenkt, denn wer sich die Frage stellt, wie er Menschen zusammenbringen kann, hat diesen Punkt schon erledigt: Wir sollten wollen dass die Menschen tatsächlich zusammenarbeiten. Das steht nicht im Gegensatz zu „wollen, dass die Menschen nicht zusammenarbeiten“ (also die Menschen gegeneinander aufbringen oder gegeneinander ausspielen), es steht eher im Gegensatz zu Gleichgültigkeit der Zusammenarbeit gegenüber: Das Ziel ist da, die Teilaufgaben sind auch klar, dann kommt der Rest doch von alleine, oder? – Nein, der Rest kommt meistens nicht von alleine, und wo ein Wille ist ist auch ein Weg. Wer also will und bereit ist, für Teamwork auch ein wenig zu investieren, bringt die Menschen fast zwangsläufig besser zusammen, als jemand, dem es egal ist.

Anfangen…

Der zweite Punkt ist etwas subtiler: Anfangen. Beliebig viele wertvolle Projekte mit tollen potenziellen Teilnehmern bleiben stecken, weil der erste Schritt irgendwie nicht zustande kommt. Vielleicht konnten sich die Teilnehmer nicht darauf einigen, welcher Schritt tatsächlich der erste ist. Vielleicht lag noch zu viel Unsicherheit im Raum, um tatsächlich loszulaufen. Anfangen entfernt Unsicherheit und Unklarheit, und das Feedback zum ersten Schritt zeigt oft ganz von alleine darauf, was als Nächstes notwendig ist. „Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“

Und genau so begannen die Garagengespräche in München: Wir haben einfach angefangen, und das Feedback von allen Teilnehmern war toll. Also machen wir einfach weiter. Als Termin haben wir den 25. Oktober auserkoren. Das Keko ist ein tolles Restaurant, und für eine Diskussionsveranstaltung suchen wir noch eine noch besser geeignete Location. Als Thema packen wir „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ an: Organisationen wollen z.B. agiler werden – aber ohne sich zu verändern. Dazu hast Du doch sicher Erfahrung, oder? Dann mach den ersten Schritt, komm dazu, und diskutier‘ mit.

 

“Menschen Zusammenbringen” – Zusammenfassung Garagengespräche Heidelberg vom 17. September 2012

Das Publikum bei den sechsten Heidelberger Garagengesprächen an diesem Montag war besonders vielfältig besetzt: Von den Branchenriesen bis zur zehn-Personen Unternehmerin war alles vertreten, und für besonders inspirierende Beispiele sorgte ein Gast von den Philippinen. Entsprechend leidenschaftlich wurde diskutiert: „Menschen zusammenbringen“ hat in jeder dieser verschiedenen Umgebungen mit Begeisterung, Disziplin und Freiräumen zu tun – doch die „richtige Mischung“ ist offensichtlich von der konkreten Lage abhängig. 

Das Eingangsstatement behauptete dieses Mal, dass vier wesentliche Elemente nötig sind, um Menschen zusammenzubringen:

  1. Ein Ziel oder eine Mission. Die Kriterien für SMARTe Ziele (sinnesspezifisch, messbar, „attainable“/erreichbar, realistisch, „timed“/termingebunden) seien in dieser Hinsicht nicht ausreichend, essenziell fehlt etwas wie „emotional mitreissend“, ein Aspekt, der die Menschen emotional zusammenbringt. Finanzziele fallen jedenfalls nicht in diese Kategorie.
  2. Großzügigkeit: Eine angenehme Arbeitsatmosphäre zur Verfügung zu stellen
  3. Was Du willst: So weit möglich, die Menschen für die Aufgaben oder in den Themenfeldern einzusetzen, die sie selbst interessieren. Das ist meistens auch, worin sie wirklich gut sind. Meistens, aber eben nicht immer.
  4. Aus dem Weg gehen und die Menschen sich entfalten lassen, gegebenenfalls Hindernisse aus dem Weg räumen.

Dabei wurden die Punkte „Großzügigkeit“ und „Hindernisse aus dem Weg räumen in der Diskussion schnell als zwei Seiten der selben Münze betrachtet. Ist das wirklich so? Dieser Punkt wurde von einem Teilnehmer so illustriert: Ein FedEx-Day(*) in einer Abstellkammer ist etwas anderes als ein FedEx-Day in einer Kantine – und genau dieser Aspekt war gemeint: Eben nicht nur die unbedingt nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, sondern ein wenig darüber hinaus zu gehen.

Eine umfangreiche Diskussion entsponn sich rund um das Thema „Begeisterung“, Mitarbeiter einbinden und Manipulation: Eine anwesende Unternehmerin hatte die Themen „Mitarbeiter nach ihrer Meinung fragen“ und „Begeisterung entfachen“ so auf missverständliche Weise mit dem Gedanken „das Ergebnis steht vorher schon fest“ verknüpft, dass andere Teilnehmer alarmiert Manipulation witterten. Sogar von „Verarsche“ war die Rede. Wertvolle Gedanken wie etwa „Die Menschen wertschätzen und ihnen das Gefühl geben, Teil von etwas größerem zu sein“ oder „wie können wir wissen, was die Menschen tun wollen – das wissen sie ja oft selbst nicht…“ gingen zunächst in der allgemeinen Entrüstung unter.

Die Diskussion drehte sich weiter um den Aspekt der Manipulation. Auf der einen Seite stand die Erkenntnis, dass alle modernen Managementschulen manipulativ arbeiten: Auch Ansätze wie erfolgsorientierte Bezahlung zielen darauf, das Verhalten der Mitarbeiter zu beeinflussen. Auf eine gewisse Weise ist das ganze Thema „Menschen zusammenbringen“ davon geprägt, die Menschen dahingehend zu beeinflussen, dass sie Dinge tun, die sie von sich aus nicht tun würden. 

Auf der anderen Seite stand die Erkenntnis, dass zu intensive Manipulation inzwischen ohnehin nicht mehr funktioniert. Gerade Manager und hochqualifizerte Ingenieure haben schon so viele Kommunikationsschulungen erlebt, dass das Verhalten inzwischen in dieser Hinsicht auch wieder durchsichtig und vorhersehbar wird. Geben und Nehmen hat sich in solchen Umgebungen oft ziemlich stabil austariert.

Die Frage „Muss volle Begeisterung sein, oder genügt Begeisterung für Teilaspekte?“ läutete einen neuen Abschnitt der Diskussion ein. Zu meiner großen Überraschung war der allgemeine Tenor eher einer von „die Arbeit zu mögen hilft schon, doch es ist keine Voraussetzung.“ Vielleicht klang „Begeisterung“ einerseits zu sehr nach einem quartalsweise austauschbaren Hype als nach einer nachhaltigen positiven Grundstimmung. Jedenfalls wurden auch Disziplin und Dranbleiben bei Durchhängern als wichtige Punkte genannt. Angeblich ist jede Arbeit eine Mischung aus begeisternden und lästigen Aufgaben.

Im lockeren Geplaudere nach dem „offiziellen“ Teil wurde ich dann auf einen weiteren Punkt angesprochen, der hier eine mehr oder weniger große Rolle gespielt haben kann: Nachdem besagte Unternehmerin so mitreissend über die Stimmung in ihrem Unternehmen gesprochen hatte, könnten einige der anwesenden Angestellten Zweifel an ihren Lebensentscheidungen entwickelt haben und diese Lebensentscheidungen stellvertretend in der Diskussion verteidigt haben.

Von einem völlig anderen Problem mit Begeisterung berichtete unser Teilnehmer von den Philippinen: Er ist als Auswanderer aus Deutschland seit kurzem dort im Thema „erneuerbare Energien“ tätig, und in seinerm Umfeld sind alle begeistert und mit Feuereifer bei der Sache. Allerdings bleibt im Feuerwerk der Ideen immer wieder die Koordination auf der Strecke. Wie können wir die Balance zwischen Ordnung und Begeisterung halten?

Gerade in großen Firmen hat das mittlere Management immer wieder dir Brücke zu schlagen zwischen einer Ordnung, die von der Geschäftsleitung vorgegeben wird, und der Begeisterung, die sie hin zu den Mitarbeitern vermitteln wollen. Gerade wo der Manager die vorgegebene Ordnung selbst kritisch sieht, stellt sich auch die Frage nach der Authentizität: Wie bekommen wir hier wieder Authentizität ins System? – Und hier wurde eine verblüffend einfache und gleichzeitig weitreichende Antwort gegeben: Authentizität ist zuallererst eine persönliche Entscheidung, die Entscheidung, zur eigenen Meinung zu stehen und sich auf diese Weise auch als Individuum erkennbar zu machen.

Zuguterletzt berührten wir noch einmal ein Thema, das schon Eingangs – unter der Bezeichnung „Großzügigkeit“ schon kurz erwähnt worden war: Freiräume schaffen. Hier nahm es noch einmal die Ausprägung an davon, auch die Ideen anderer Menschen auf dem Weg zum Ziel anzunehmen und zu akzeptieren. Der Freiraum wird zum Freiraum, indem wir diese Gedanken annehmen und zulassen, auch wenn sie unseren eigenen Vorstellungen nicht entsprechen. Experten wollen mitgestalten, und um sie zusammenzubringen, müssen wir ihnen diese Gelegenheit auch ehrlich geben. 

Erst wenn wir zulassen, dass die Menschen um uns herum andere Wege zum gleichen Ziel gehen, bietet sich für uns Gelegenheiten, zu lernen.


(*) FedEx-Days: Ein modernes Instrument, in dem jeder Mitarbeiter frei ist, einen Tag lang zu tun, was er will – und die Ergebnisse am nächsten Tag vor der ganzen Firma (Abteilung, Arbeitsgruppe usw.) zu präsentieren. Gerüchten zufolge stammt der Name von einem Motto von FedEx ab: We deliver overnight.

Garagengespräche goes Munich

… weil es seit einem Jahr so viel Spaß macht gehen wir (die Garagengespräche und ich :-)) jetzt auch nach München. Am 20. September geht’s los., und für den Einstieg spiegeln wir einfach die Veranstaltung in Heidelberg am Montag der selben Woche: „Menschen zusammenbringen„. Wir treffen uns am Donnerstag Abend in der Taverna Keko in der Mariahilfstrasse, und dann geht’s los. Was geht los?

Die Garagengespräche sind eine Diskussionsveranstaltung: Zu Beginn gibt es eine kleine Einführung und einen Impulsvortrag – danach ist jeder herzlich eingeladen, aus seiner eigenen Erfahrung zu berichten, wie er/sie mit dem Thema umgeht. Dabei geht es im weitesten Sinne immer um „Experten und ihre Chefs“: Ich verwende den Begriff so, wie es die OECD hier schildert: “When a problem can’t be solved by rules, it is necessary to look for other solution methods – what can be called Expert Thinking. Expert Thinking is a collection of specific solution methods that vary with the problem at hand.

Ursprünglich drehten sich die Garagengespräche um die IT-Branche. Dort wurden uns diese Trends zum ersten Mal klar, denn dort ist die Lage offensichtlich: IT besteht praktisch nur aus “Experten” in diesem Sinn. Und alles was die IT wirklich verändert, beginnt… in einer Garage.

Heute ist das „Expertentum“ überall. Nachrichten nach Prioritäten sortieren, Aufgaben annehmen oder ablehnen und eine erste Vorkontrolle bei Arbeitsergebnissen wie vornehmen, das ist allgegenwärtig. Darum freuen wir uns über Teilnehmer aus allen Bereichen: Maschinenbau, Elektrotechnik, Medizin… und natürlich nach wie vor IT.

Apple, HP und Google haben in Garagen angefangen – jetzt ist die Frage, was der nächste große Sprung ist. Wir glauben, dass in einer Zeit in der täglich technische “Quantensprünge” gemacht werden, die Arbeitskultur (“working culture”) die nächsten großen Veränderungen bringt.

Wann Am 20. September, Beginn: 20:00
Wo Taverna Keko, Mariahilfstrasse 24, 81541 München
Was Garagengespräch: Community entwickeln und Erfahrungen austauschen

Falls Sie teilnehmen werden, melden Sie sich bitte bei MeetUp an oder schicken Sie eine Email an an garage@brillianteams.com.

Herzlichen Dank an meinen alten Freund Dominik Schröder, der die Vorbereitung vor Ort übernimmt.

 

Einladung: Garagengespräche am 17. September in Heidelberg

Das Thema: „Menschen zusammenbringen“

Nein, die Garagengespräche sind nicht in die Esoterik-Ecke abgetaucht, im Gegenteil: je mehr sich die Arbeitswelt in eine „Expertenwelt“ wandelt, umso mehr gewinnt die Frage an praktischer Bedeutung: „wie bringe ich Menschen dazu, dass sie sich für das gleiche Thema engagieren“.

Denn es geht eben nicht mehr um das einfache Abarbeiten von Aufgabenlisten, sondern mehr und mehr beginnt die eigentliche Arbeit da, wo die einfache Aufgabe aufhört, wo wir Probleme knacken, Meinungsverschiedenheiten auflösen, Neues erfinden und Dinge ausprobieren, die nie ein Mensch zuvor getan hat. Das funktioniert am Besten (vielleicht funktioniert es sogar ausschließlich), wenn die Menschen zusammenhalten. Nur: Wie geht das, wie kann ich das beeinflussen?

Logistik: Wann, wo usw.

Das nächste Garagengespräch findet am 17. September bei Hugo Wine & Dine in Heidelberg statt.

Wann Am 17. September, Beginn: 20:00
Wo Hugo Wine & Dine, Heidelberg
Parkmöglichkeiten Tiefgarage P1 (Poststraße 7, Luftlinie ~500m); Friedrich-Ebert-Platz (~800m LL); Darmstädter Hof (Einfahrt Sofienstr., ~800m LL)
Thema Menschen zusammenbringen
Was Garagengespräch: Community entwickeln und Erfahrungsaustausch

Jeder ist herzlich eingeladen, wir freuen uns über Empfehlungen.

Falls Sie teilnehmen werden, schicken Sie bitte eine Email an garage@brillianteams.com. Sie können sich auch auf der Plattform XING anmelden.